Urlaub für Mutige, Urlaub mit mir.

Urlaub, die schönste Zeit des Jahres, sagt man. Man lässt die Seele baumeln, relaxed, entflieht dem Unbill des täglichen Wahnsinns in wohlig-warme Allinkl.-Sphären.

Fährt man jedoch mit mir in den Urlaub, so bekommt das Wort „Katastrophentourismus“ gleich eine ganz neue Bedeutung. Wer mit mir verreist, braucht Nerven aus Stahl. Dafür wird es auch nie langweilig und man hat noch ein paar spannende Geschichten für die Lieben zuhause in petto.

Du sitzt mit mir an dieser lauschigen klitzekleinen Plaza in Barcelona und nippst an deinem Rosado und Zack, marschiert 10 Minuten später eine sehr wütende junge Menge eben da vorbei mit vielen Transparenten, auf denen steht, wie wütend sie sind. Dazu wird gesungen, geschrien und getrommelt. Und Zack, sind sie wieder weg. Nach dem zweiten Schluck Rosado ertönt ein MordsKnall und schon kreist Hollywood-like ein Heli mit Suchscheinwerfer über dir und leuchtet deinen Magen samt Inhalt aus. Kurz darauf stürmt eine Myriade schwarzgewandeter Lord Helmchen mit Schlagstöcken über den Platz, A-Team Transporter fahren vor und entlassen weitere schwarze Helmpolizisten und tout le Plaza springt panisch von ihren Sitzen und sucht hinter den Bartheken Schutz. Du auch. Nach einer halben Stunde Rambazamba machst du dich schleichkatzenartig auf den Heimweg, vorbei an umgeworfenen Mülltonnen und zerschossenen Bankschaufenstern. Aber das war ja noch recht harmlos.

Denn es könnte auch sein, dass du mit mir in der süditalienischen Pampa bei einer Partie Schach mit einem Ex-Schwiegervater in SPE sitzt (weil das Auto durch Umstände, die ich demnächst näher beschreiben muss, zum 3. Mal in diesem Urlaub kaputt ist, weswegen du im August eine Halskrause trägst und dein Freund fast verhaftet worden wäre) und wie von Geisterhand plötzlich alle Schachfiguren ein Feld weiter vorne stehen. Im nächsten Moment donnert ein D-Zug durch das Wohnzimmer, den du allerdings nur hören kannst, es dröhnt, es scheppert, der Schrank fällt um und alle schreien Terremoto! Jeder weiß, dass das nichts Gutes bedeutet, du hastest zur Tür, hinter dir die wild schreiende Großfamilie, und mit der Eleganz eines Panzerknackers öffnest du diesen für Fälle wie diesen völlig impraktikablen Drück-Schiebe-Hebknopf und bist im nächsten Moment im Freien, während im übernächsten Moment drinnen das Telefon klingelt und deine Mutter wissen möchte, ob der Urlaub auch schön ist.

Oder du fliegst mit mir und einer 10-stündigen Verspätung nach Kuba, weil du meine Reisebegleiterin bist, einer Reise, die ich morgens um 8 zufällig im Radio gewonnen hatte – ohne zu wissen, worum es eigentlich ging – und musst feststellen, dass der Flughafen unserer Zwischenlandung ausgerechnet an diesem Tag abgebrannt ist.

Na? Schon Gefallen dran gefunden?

Dann komm doch mit mir um die Mittagszeit in diese kleine Bar in Florenz in dieser noch kleineren Straße und kauf dir ein Panino und ein Wasser zum Mitnehmen und stell dann fest, dass im Laufe diese 3-minütigen Einkaufs ein paar Vespas und mit ihnen die Straße vor dir in Flammen aufgegangen ist. Direkt vor dem Ausgang deines Eingangs – während oben noch der Rest deines Malkurses sitzt und sich über die seltsamen neuen Lichtverhältnisse wundert.

Oha!

Dass der 11. September 2001 unser erster Morgen in New York war, muss ich nicht extra erwähnen.

Während ich dies schreibe, sitze ich hier auf dem Balkon und blicke über die sanft plätschernde Adria… Tsunamis gab es hier noch keine. Bisher zumindest.


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